Solidarity Work in Griechenland – Káne to!

Wir veröffentlichen an dieser Stelle den Aufruf der Projektgruppe Káne to! zu Solidarity Work in Griechenland. Wir wollen Mitglieder, Interessierte und Unterstützungswillige einladen, diese Gelegenheit zu nutzen und transationale Solidarität zu leben.

Praktische Solidarität mit Geflüchteten und griechischen Aktivist*innen

Der Hintergrund

Seit Jahren leisten Aktivist*innen in Griechenland krasse politische und praktisch-solidarische Arbeit. In einer Vielzahl von Projekten ersetzen sie die basalen Versorgungsarbeiten für Obdachlose, Geflüchtete und
andere Gruppen von Menschen, die von Armut, Unterversorgung und (politischer) Marginalisierung betroffen sind.

Unter anderem durch die von der EU aufgezwungene Sparpolitik, das Schließen europäischer Grenzen, den sogenannten Türkei-Deal und die neue rechte Regierung in Griechenland wird die Situation in Griechenland immer katastrophaler für Menschen ohne Papiere, ohne Status, ohne Einkommen.

In Gesprächen vor Ort haben wir* immer wieder erfahren, dass es einen tatsächlichen Bedarf an helfenden Händen auch aus anderen Ländern gibt. Viele Aktivist*innen sind einfach fertig und brauchen eine Pause. Viele haben das Bedürfnis aus der unmöglichen Aufgabe des “Pflasterklebens” auszusteigen und wieder politische Auseinandersetzungen zu führen, die darauf abzielen, den kapitalistischen und rassistischen Status Quo der Politik zu verändern.

Trotz eines Volunteer-Tourism Trends, den wir grundsätzlich kritisieren, haben wir uns in Absprache mit Initiativen vor Ort dafür entschieden, eine Freiwilligen Aktion zu starten.

Aus unserer Perspektive können wir uns als Leute aus dem Ausland auf diese Weise zumindest in einem begrenzten Rahmen praktisch-solidarisch mit den Aktivist*innen vor Ort zeigen und einen kleinen Teil der Verantwortung mit übernehmen, in dem wir konkrete, täglich nötige Arbeit abnehmen.

Die Idee

Es gibt also Bedarf an zusätzlichen Händen vor Ort – und es gibt Menschen, die grundsätzlich bereit sind aktiv zu werden, aber dazu nicht die finanziellen Mittel haben.

Aus diesem Grund haben wir Geld besorgt, mit dem wir Freiwilligen die An-und Abreise, die Unterkunft vor Ort und einen Zuschuss zu Lebensmittelkosten zahlen können. Und wir haben uns mit Gruppen in Athen vernetzt, die Freiwillige für 4 Wochen oder länger in ihre Arbeit integrieren können und möchten.

Maximal 13 Leute fahren als eine Gruppe, es gibt eine gemeinsame Unterkunft und für einige gemeinsame Projekte. Durch die Gruppe gibt es die Chance, sich gegenseitig zu unterstützen und auszutauschen – und
hinterher in Deutschland weiter zu überlegen und vielleicht andere und neue Aktionen zu planen.

Für 2020 gibt es schon feste Termine:

Phase 1: 1.6. – 28.6.
Vorbereitungstreffen: 26.4. Rostock 11 – 17 Uhr
Nachbereitung: 11.7. Rostock 11-17 Uhr

Phase 2: 7.9. – 4.10.
Vorbereitungstreffen: 8.8. Rostock 11 – 17 Uhr
Nachbereitung: 18.10 Rostock 11-17 Uhr

Phase 3: 2.11 – 29.11.
Vorbereitungstreffen: 4.10. Rostock 11 – 17 Uhr
Nachbereitung: 12.12. Rostock 11-17 Uhr

4 Wochen sind die minimale Aktionszeit und der Zeitraum für den wir Unterkunft und Essenszuschuss zahlen können. Toll wäre, wenn Leute länger bleiben können. Bis zu 7 Wochen Aktionszeit kann der Rücktransport trotzdem von uns bezahlt werden.

Jetzt suchen wir dich!

Wir suchen:
Leute, die sich die Zeit nehmen können und Bock haben, praktisch-solidarisch tätig zu werden.
Leute, die in der Küche schnippeln, putzen, sortieren, Gespräche führen wollen und können.
Oder Leute, die kreativ sind und Lust haben, einen Workshop mit Nadel und Faden oder Holz und Hammer durchzuführen.
Leute, die gut sind mit Social Media und Fundraising und Bock haben, konzentriert für eine Organisation nach Spenden zu suchen oder eine Veranstaltung zu organisieren.
Oder Leute, die in der Lage sind Fähigkeiten weiterzuvermitteln – egal ob Sprachen, Schneidern oder Fahrräder reparieren.

Bei vielen Projekten sind auch neue Ideen und Impulse gefragt.

Außerhalb der Projekte, mit denen wir jetzt schon Kontakt haben, können sich natürlich in Athen auch noch andere Vernetzungen und Möglichkeiten ergeben.

Besonders gefragt sind Menschen mit Sprachkentnissen wie Farsi, Arabisch, Kurmanji, Französich und Pashtu.

Wir suchen Leute, für die es okay ist, bei dem mitzumachen, was griechische und andere Aktivist*innen aufgebaut haben. Natürlich sollen alle ihren eigenen Kopf haben und sich vor Ort auch in Diskussionen über das “Wie” mit einbringen. Dabei aber nicht vergessen, dass alle ihr Bestes geben, dass Dinge woanders anders laufen und dass es immer leichter ist von außen idealistisch zu kritisieren, als in den Gegebenheiten zu stecken und die Arbeit jahrelang zu machen – das ist eine wichtige Voraussetzung für ein solidarisches Mit-Arbeiten.

Volunteer Work kann nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Es ist wichtig, die politischen Auseinandersetzungen in Griechenland und der EU zu verfolgen und die Proteste und Kämpfe der griechischen Aktivist*innen zu unterstützen. Das eigentliche Ziel ist es, die Zustände und politischen Entscheidungen abzuschaffen, die all die freiwillig geleistete Versorgungsarbeit überhaupt notwendig macht.

Wir suchen darum (auch) Leute, die Interesse haben, sich neben der aktiven Arbeit in die politische Lage hineinzudenken, zu Veranstaltungen zu gehen, Kontakte zu knüpfen mit Leuten aus der Szene und weiterzudenken, wie ein gemeinsamer internationaler politischer Kampf aussehen kann, wie wir uns allied verhalten können, wie wir Support für Geflüchtete und andere Menschen in Griechenland politisieren können.

Wie weiter?

Da hast du Bock drauf? Du kannst im Juni schon mitfahren – oder bei einem der späteren Termine?
Dann melde dich bei uns und wir schicken dir mehr Infos!

Schreib uns an kaneto[ätt]systemausfall.org. Wir schicken dir dann Infos zu den verschiedenen Projekten und nähere Angaben zu Finanzierung, Vor- und Nachbereitung etc. Alle deine Fragen beantworten wir natürlich auch!

Wenn das für dich nicht passt, du aber eine Idee hast, wo dieser Aufruf noch verbreitet werden könnte, dann schick uns gerne deine Idee dazu!

Solidarische Grüße,
Projektgruppe Káne to!*

* Káne to! ist griechisch und heißt: einfach machen! Und genau das machen wir. Unsere 5-köpfige Projektgruppe ist seit Jahren immer wieder in Griechenland unterwegs, hat über Jahre Kontakte zur Szene in Thessaloniki und Athen aufgebaut und versucht sich immer wieder neu in die dramatisische Lage vor Ort rein zu denken. Wir haben Netzwerke im Hintergrund, die dieses Projekt finanziell unterstützen. Wir wollen nicht lang schnacken, was man alles machen müsste, sondern: einfach machen! Káne to!