Utøya erinnern. München erinnern.

Auch in diesem Jahr gedenken wir wieder gemeinsam mit den Jusos Rostock und den Jusos MV der beiden Attentate am 22. Juli 2011 und 2016. In Rostock wird es eine Gedenkkundgebung und eine Infoveranstaltung geben.

PolDo: München erinnern! Rechter Terror am OEZ

21. Juli, 19 Uhr im Peter-Weiss-Haus Rostock
 
Der 22. Juli ist der Jahrestag zweier rechter Anschläge: 2011 tötete ein Rechtsextremist 69 Jugendliche und junge Erwachsene auf Utøya und acht Menschen in Oslo. 2016 ermordete ein Faschist neun Menschen im Münchner OEZ.
 
Wir wollen beim PolDO einen Ort des gemeinsamen Erinnerns schaffen. Wir setzen uns mit den Anschlägen auseinander, insbesondere mit dem Attentat in München. Wir haben hierzu Redner:innen aus München angefragt und beschäftigen uns mit den Perspektiven der Überlebenden des Anschlags. 
 
Wir erinnern an: GUILIANO KOLLMANN, SEVDA DA?, HÜSEY?N DAYICIK, SELÇUK KILIÇ, CAN LEYLA, ROBERTO RAFAEL, ARMELA SEGASHI, SABINE S. und DIJAMANT ZABËRGJA.
Kommt auch zur Gedenk-Kundgebung am 22. Juli um 19 Uhr am Doberaner Platz. Weitere Infos: www.falken-mv.de/muenchen-erinnern
 
Der PolDo wird organisiert von Falken MV und den Jusos Rostock, sowie Jusos MV. Er findet im Rahmen des Gedenkjahres des Bündnis “Gedenken an das Pogrom. Lichtenhagen 1992.” statt. Alle Veranstaltungen im Gedenkjahr hier: www.lichtenhagen-1992.de/veranstaltungen-2022
 

Kundgebung: 22. Juli erinnern! – Von Utøya bis München

22. Juli, 19 Uhr auf dem Doberaner Platz Rostock
 
Der 22. Juli ist der Jahrestag zweier rechter Anschläge. Wir erinnern am 11. Jahrestag an die Opfer aus Utøya und Oslo und an die Überlebenden. Wir gedenken am ihrem 6. Todestag GUILIANO KOLLMANN, SEVDA DAG, HÜSEYIN DAYICIK, SELÇUK KILIÇ, CAN LEYLA, ROBERTO RAFAEL, ARMELA SEGASHI, SABINE S. und DIJAMANT ZABËRGJA und schicken ein Zeichen der Solidarität nach München.
 
Auch Rostock wurde Schauplatz rechter Gewalt und rechten Terrors. Wir ziehen eine Verbindungslinie zwischen dem Terror in München und dem Terror des NSU in Rostock, der das Leben von Mehmet Turgut kostete. Wir nutzen den Anlass des Gedenkens, um in die Zukunft zu blicken: Rechten Terror verhindern! Rassismus in der Gesellschaft und in den Institutionen überwinden! Rechte Kontinuitäten brechen!
 
Die Kundgebung wird organisiert von den Falken MV und den Jusos Rostock, sowie Jusos MV. Sie findet im Rahmen des Gedenkjahres des Bündnis “Gedenken an das Pogrom. Lichtenhagen 1992.” statt. Alle Veranstaltungen im Gedenkjahr hier: www.lichtenhagen-1992.de/veranstaltungen-2022. Kommt auch zum PolDo am 21. Juli, Infos findet ihr unter www.peterweisshaus.de

Unser Redebeitrag bei der Kundgebung

Rechte Gewalt. Rechter Terror. Von Utoya und München bis NSU

München erinnern. Wer schon einmal durch München gelaufen ist, weiß, dass dieser Anspruch nicht nur das Attentat am OEZ meint. München wurde in den vergangenen Jahrzehnten Schauplatz mehrerer rechter Anschläge. Unter Anderem starben zwei Menschen durch den NSU: 2001 Habil Kiliç und 2005 Theodoros Boulgarides. Auch Rostock wurde Schauplatz eines NSU-Mordes. 2004 riss der rechte Terror Mehmet Turgut aus dem Leben.

Wir möchten hier und heute an Habil K?l?ç, Theodoros Boulgarides und Mehmet Turgut erinnern, und auch an Enver ?im?ek, Abdurrahim Özüdo?ru, Süleyman Ta?köprü, ?smail Ya?ar, Mehmet Kuba??k und Halit Yozgat.

Wir wollen hier nicht Unvergleichbares vergleichen. Doch wir wollen einige Gemeinsamkeiten zwischen den Fehlern bei der Aufklärung des Mordes an Mehmet Turgut und während der Ermittlungen zum Anschlag am OEZ benennen. Denn wir denken, aus diesen Fehlern müssen politische Konsequenzen gezogen werden.

Hinter rechter Gewalt stehen allzu oft rechte Netzwerke. Die Täter sind vernetzt. Sie kennen sich oder beziehen sich gegenseitig auf ihre Gewalt, mit der sie gezielt Angst und Verunsicherung schüren wollen. 2012 zum Beispiel erhielt die NSU-Terroristin im Knast einen anerkennenden Brief für ihre Taten vom Attentäter von Utoya und Oslo.

Rechte Weltbilder und die Bereitschaft Menschen zu töten, fallen nicht unerwarteterweise eines Tages vom Himmel. Sie gedeihen über einen längeren Zeitraum. Die Terroristen des NSU und ihr Netzwerk wurden politisch in den 1990er Jahren sozialisiert. Einer Zeit, in der rechte Gewalt und Anschläge zum traurigen Alltag im wiedervereinigten Deutschland gehörten. Eine Zeit, in der die meisten dieser Gewalttaten ungestraft blieben. Ein besonders bekanntes Beispiel hierfür ist das Pogrom in Lichtenhagen 1992, an das wir in diesem Jahr zum 30. Mal gedenken. Die Kontakte des NSU nach Mecklenburg-Vorpommern lassen sich bis ins Jahr 1992 zurückverfolgen. Zwanzig Jahre später, 2011, machte das Kerntrio zum letzten Mal Urlaub in MV. Das Unterstützungnetzwerk des NSU besteht bis heute. Zumindest müssen wir davon ausgehen, da es weder vollständig aufgeckt, noch zerschlagen wurde.

Das Erinnern an rechte Gewalt und rechten Terror hat für uns Falken als linke Kinder- und Jugendorganisation einen besonderen Stellenwert. Wir sind ein antifaschistischer Verband, dessen Anliegen es ist, eine kommende Generation mit groß zu ziehen, die sich für ein freies und würdevolles Leben für alle Menschen auf dieser Welt einsetzt. Hierzu gehört es zum Beispiel, dass wir an den Jahrestagen an die Opfer der Gewalt erinnern und uns den Angehörigen und Überlebenden zuwenden, ihnen unsere Solidarität und Anteilnahme schicken.

Darüber hinaus ist das Erinnern an rechte Gewalt und rechten Terror immer auch Anlass darüber nachzudenken, was wir an dieser Gesellschaft weiter verändern müssen, um sie zu einer guten, einer besseren Gesellschaft zu machen. Eine Gesellschaft ohne rechte Gewalt.

In der Rückschau auf die institutionellen Fehler rund um die Aufklärung der Anschläge müssen wir politische Konsequenzen ziehen:

  • Ganz konkret für Rostock heißt ein würdiges Gedenken im Sinne der Familie von Mehmet Turgut: Die Stadt muss endlich den Neudierkower Weg in Mehmet-Turgut-Weg umbennen!
  • Auf Landesebene begrüßen wir, dass ein zweiter Untersuchungsausschuss eingerichtet wurde. Dieser muss entsprechend seiner sich selbst gesetzten Vorgabe lückenlos die Netzwerkstruktur des NSU und seine Verbindungen mit anderen rechtsradikalen Gruppen wie Oldschool Society, Combat 18, BaltikKorps sowie Nordkreuz aufdecken! Außerdem muss er aufklären inwiefern staatliche Organe wie der Verfassungsschutz den NSU stabilisiert haben!
  • Generell muss es oberstes Ziel demokratischer Strukturen sein, die organisierte rechte Szene zu zerschlagen und nicht durch V-Leute mitzufinanzieren. Dafür braucht es entweder einen kompletten Umbau der Verfassungsschutzstrukturen oder deren komplette Auflösung!

Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit. Freundschaft!


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